Aguardente & Rum
Das Beste aus dem Zuckerrohr
Bereits im 15. Jahrhundert wurde Zuckerrohr auf Madeira angebaut und in einer Mühle zermahlen, um den zuckerhaltigen Saft zu gewinnen. Neben der Produktion von Zucker wird bis heute der zuckerhaltige Saft in einigen Destillierien vergoren und anschliessend destilliert zu "Aguardente de Cana".
Diese Destillen sind leicht an ihren Schornsteinen zu erkennen, in denen die getrockneten Zuckerrohrreste zum Heizen des Kessels verwendet wurden und werden. Viele wurden mittlerweile geschlossen - nur noch Ruinen zeugen von der einst grossen Zeit. Die Destille von Calheta ist immer noch einige Tage im Jahr in Betrieb und kann auch besichtigt werden (s. dazu "Sehenswertes").
Der Aguardente, der aus dem Destillierkolben kommt, wird auf 55% bzw. auch 40% verdünnt und ist in seiner 55%igen Variante ein gern getrunkener Digestif, allerdings nur für hartgesottene Kehlen.
Der 40%ige Aguardente entspricht dem aus Brasilien bekannten Cachaca, der etwa für die berühmte Caipirinha verwendet wird. Er hat einen feinen Geschmack nach Zuckerrohr und eignet sich hervorragend für Cocktails, wie die Poncha. Auch eine Caipirinha schmeckt mit diesem hochwertigen Aguardente besonders gut.
Ein Teil der Aguardente Produktion wird in Eichenfässern für mindestens fünf Jahre weiter gelagert. Das kann man in der Destille in Porto da Cruz sehen, wenn sie gerade geöffnet hat. Nach der Reifung in Eichenholzfässern ist das Resultat "Aguardente de Cana Reserva". Ein honigbrauner, sanfter Rum, der ebenfalls als Digestif getunken wird.
Es gibt eine ganze Reihe von verschiedenen Rum-Sorten auf Madeira. Am bekanntesten sind der 970, 970 gold und der 980, die natürlich in jeder Bar zu finden sind.
Der 970 hat fünf Jahre in Porto da Cruz gelagert, der 970 gold mindestens 30 Jahre. Je älter, desto teurer. Wie beim Whisky gilt das auch für den "Aguardente de Cana Reserva". Der 5 jährige 970 kostet etwa 13,- €, die 30 jährige gold-Edition 35,- €. Erhältlich in manchen Supermärkten, oder bei spezialisierten "Wine-Shops".
Wer Glück hat, findet den urigen Verkaufsshop der Destillerie "COMPANHIA DE ENGENHOS DO NORTE" in Porto da Cruz (am Wagenrad) geöffnet. Öffnungszeiten werden von Montag-Samstag 9-17 Uhr angeben (Stand 2015). Das heisst nicht, dass es mal zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Wir standen manchmal vor verschlossenen Türen, wenn in der Nebensaison wohl nicht so viel los ist.
Die Destillerie wurde 1927 gegründet und es scheint so, als sei die Zeit hier stehen geblieben. Neben dem Verkaufsraum haben wir auch einen Blick in die "Haupthalle" werfen können. Die kupfernen Behälter, der alte Ofen und die Destillierkolben stammen sicher noch aus den Anfangstagen der Destillerie. Hier wird manchmal (2-3 Mal im Jahr) noch so wie vor knapp 100 Jahren Rum gemacht.
Der Verkauf lädt auch zu einer Kostprobe ein. Hier können alle Arten Zuckerrohrbrände probiert und gekauft werden. Früher sprach man hier nur Portugiesisch und die Preisinformationen liefen über einen Taschenrechner. Heute kommt man auch schon mit Englisch weiter.
Doch vorsicht! Ein grosszügig eingeschenktes Gläschen 55%iger Aguardente kann einen schnell aus den Schuhen hauen...
Natürlich macht auch die Moderne nicht vor Madeiras Rum halt (schade eigentlich). Der Grossteil der Produktion kommt mittlerweile aus der modernen Fabrik J. Faria & Filhos LDA in Funchal.